Der Hovawart ist kein Jederwart

Denn bei aller Liebe und Begeisterung für diese Rasse ein Hovawart ist eines ganz bestimmt nicht:

 Ein Jederwart!

Was für jeden Hund gilt, dass er gute Anleitung, Erziehung und Führung braucht, das gilt für den Hovawart ganz besonders. Denn dieser Typ verzeiht nur bedingt Nachlässigkeit.

Er ist kein einfacher Mitläufer. Hier fordert eine sehr starke Persönlichkeit eine noch stärkere, nämlich einen Hundehalter, der souverän und kreativ genug ist, den Spagat zwischen Strenge und Sensibilität zu schaffen. Und zwar ohne Ausnahmen und mit jeder Menge Humor, Gelassenheit und Konsequenz.

Der Hovawart merkt sofort, wenn er einen „Schwächling“ oder „Unwissenden“ vor sich hat und wird dies in seinem Sinne ausnutzen. D.h., er wird vehement und voller Hingabe versuchen, sein Ziel zu erreichen, und zwar unter Einsatz seiner Bärenkräfte.

Abgesehen davon, dass ich nicht daran glaube, dass es den absoluten Familienhund gibt, ist der Hovawart schon mal gar keiner, wenn man sich darunter einen von Anfang an automatisch, verschmusten und unterwürfigen „Typen“ vorstellt. Es ist auch nicht per se so, dass alle Hovawarte von Natur aus mit Kindern, geschweige denn mit kleinen Kindern auskommen. Jedoch kann man sie gut daran gewöhnen, wenn sie es von klein auf kennenlernen dürfen. In meiner Aufzucht werden sie auf jeden Fall schon einmal mit Kindern in Berührung kommen.

Wird er in dieser Richtung mit Vorsicht und gegenseitigem Respekt sozialisiert, wird das in den meisten Fällen klappen.
Es ist allerdings eine Herausforderung, gleichzeitig einen Hoviwelpen, der sehr schnell sehr groß wird, und kleine Kinder zu betreuen. Auf jeden Fall stehe ich jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

 

Bitte nicht diesen Stress!

Die oft zitierte Sensibilität des Hovawarts macht sich vor allem darin bemerkbar, dass dieser Hund alles registriert und wahrnimmt, sich keinesfalls bedingungslos ausliefert und schon mal meutert.

Er braucht kurze und klare Ansagen und reagiert sehr gut auf Körpersprache. Bei jemandem, der gerne ohne Unterlass plappert, wird der Hovawart unter Umständen schnell auf Durchzug stellen und stattdessen sein Ding machen.

Auf Zwang, Nervosität und Unsicherheit reagiert er ebenso! Und er quittiert derartige Schwäche entweder mit Abbruch des Vertrauens, d.h., er nimmt seinen Halter nicht mehr für voll oder aber er wird ungemütlich.

Wer meint, dass er einem Hovawart gewachsen ist, der sollte sehr geduldig sein und die Bereitschaft haben, mit dem jungen Hovawart jeden Tag eine Erziehungseinheit einzulegen, bis der Knoten platzt und sich die Beharrlichkeit auszahlt. Der Hovawart schnallt, aber er hinterfragt gerne.

Und das passiert ja auch:

Nicht zufällig sind es oft junge Rüden im Alter zwischen neun und vierundzwanzig Monaten, die „umständehalber“ abgegeben werden, weil die Halter überfordert sind: Nervlich und sicherlich auch zeitlich!

Und wenn ich schließlich die Liste einiger Eigenschaften, die dem Hovawart zugeschrieben werden heute wieder lese, so erkenne ich innerlich schmunzelnd die Parallelen zwischen Hund und Halter. Einfach schön.

Hingebungsvoll, wachsam, ausgeglichen, reserviert, aktiv, sensibel, gesellig, hohe Lernbereitschaft, Neugier, Energie, Spätentwickler…

Drum prüfe, wer sich ein Hovileben lang bindet.......
Und schließlich: Ja, für viele ist ein Leben ohne Hovawart ein sinnloses Leben! Einmal Hovi, immer Hovi
Aber: Egal, für welche Rasse oder Mischung man sich entscheidet, geht es immer darum, einem Wesen für viele Jahre artgerecht gerecht zu werden. In guten wie in schlechten Zeiten.

Und manchmal wird man ihnen am gerechtesten, wenn man sie nicht ins eigene Leben holt, weil es eben nicht oder noch nicht passt.

Das ist verantwortungsvolle Fairness gegenüber Mensch und Tier.